Glücksschweine
Aktion Glücksschweine und die Pandemie, eine große Freude in schwarzen Zeiten.
Pünktlich zu Silvester nach dem Frühstück kam mir eine Idee. Ich würde gerne Glückschweine nähen und den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ich brauchte natürlich nicht lange suchen, um ein Schnittmuster dafür zu finden. Buttinette hatte ein kostenloses Schnittmuster für die Glücksschweine. Hmm … Das gefiel mir jedoch noch nicht.
Mit lieben Augen und den besten Dackelblick ? schlich ich zu meinem Mann. Ich schaute ihn an und er sagte sofort: „NEIN, ich habe frei und du auch“. Ich schnaufte tief durch und erzählte welch düstere Zeiten wir doch gerade haben und wie schön doch jeder kleine Funke von Nettigkeit wäre. „Denk doch mal an die leuchtenden Augen, die sich über kleinen niedlichen Glücksschweine freuen würden“. Mein Mann atmete durch, schaute mich an: „Nicht heute, und nicht morgen, vielleicht übermorgen“. Ok. Ich hatte keine Wahl und lies ihn erstmal in Ruhe.
Langeweile
Irgendwann am Nachmittag, merkte ich das er irgendwie Langeweile bekam. Jetzt bloß nichts sagen… ich biß mir fast die Zunge ab. Kurze Zeit später ging meine Rechnung auf.? Er fragte mich, was hast du denn da vor? Ich so: „Was meinst du, unser Raclette? Das weist du doch…“
„Ne, deine Glücksdinger, was hast du damit vor, wie sollen die aussehen“?
Ha, was blieb mir anderes übrig, als es zu erklären.
„Ok“, sagte er nach der Erklärung, was ich vor hatte. „ITH Dateien zu erstellen ist ja eines meiner liebsten Arbeiten in der Nähwerkstatt. Ich setz mich mal bevor wir essen noch an den Rechner und fang schon mal an was zu entwerfen“. Nach ca. 1,5 Stunden kam er aus der Nähwerkstatt und zeigte mir ein einfaches, fertig gesticktes Schweinchen, ohne Nase und was noch knappkantig ausgeschnitten und mit Füllmaterial gestopft werden musste. Ich nahm mir den Entwurf und nähte als Nase einen Knopf an. Dabei, ihr kennt es ja schon, stach ich mir natürlich wieder zigmal in die Finger, weil die Rückseite schon angenäht war.
Mein GöGa sah jetzt schon, dass da doch noch einiges zu tun war, setzte sich dann gleich wieder an den Rechner, um die Daten anzupassen. Nach dem 3. Versuch hatten wir dann ein brauchbares einfaches Muster was schnell zu produzieren war. Er fragte mich, wieviel ich den bräuchte… „tja… naja… öhmm… so ein paar… so ca. 40 Stück, oder so? Eben für die Kollegen, ein paar Patienten und einige Nachbarn“.
Er schaute mich groß an ? und ein sanfter Seufzer kam aus seinem Munde… „Ok, nach dem Essen haben wir ja dank Corona, Zeit ohne Ende“.
Was haben wir gemacht? Nach unserem Raclette haben wir den trinkbaren, blauen Hugo geöffnet, ? die Reserveflasche in den Kühlschrank gelegt und angefangen, Glücksschweine zu produzieren.
Bis kurz vor Mitternacht hatten wir schon 12 Stück fertig und es reichte dann aber auch. Niemals hätte ich mir vorgestellt am Silvesterabend, sowas zu machen. Es hat aber viel Spaß gemacht, weil wir einfach Bock auf die Arbeit hatten.
Die restlichen Schweinchen haben wir dann am 1. und 2. Januar fertiggestellt. Am Ende hatten wir 48 fertige Glücksbringer, die ich dann an die Leute verteilt habe.
Reaktionen
Und ihr glaubt ja nicht, was da für Reaktionen kamen. Damit habe ich einfach selbst nicht gerechnet.
Angefangen bei meinen Kollegen: Pünktlich zum Wochenstart nahm ich also meine Glücksbringer mit. Die erste Runde verteilte ich heimlich auf der Arbeit, in die Fächer meiner Kolleginnen. Als ich nach meinen Montäglichen Hausbesuch wieder ins Therapiezentrum kam, war die Freude groß. Das ist aber süß, kam da und „Dankeschön“… Und jetzt stellt euch mal vor wie die Augen leuchteten waren.
Ich würde sagen: Herrlich. Einfach nur Herrlich.
Tagsüber ging es weiter. Jeder Patient ob klein oder groß bekamen ein Glücksbringer. Die Reaktion und damit die Emotion waren überall dieselben. Das Lächeln, die strahlenden Augen, der ein oder andere war ganz gerührt und das, obwohl es nur eine kleine Geste war. Die Kinder kuschelten gleich mit dem Schweinchen oder ließen es gleich in der Tasche verschwinden, damit ja keiner wieder wegnehmen konnte.
Oh man, so viele positive Emotionen haben mich ganz berührt. Abends habe ich meinen Mann immer wieder von den wunderbaren Reaktionen erzählt. Er sagte: „hey du strahlst ja richtig“. Ja, sowas lässt mein Herzchen höherschlagen.
Insgeheim dachte ich: Habe ich nicht einen großartigen Mann. ? Mal eben mit mir 48 Schweine zaubern. Wir sind eben ein gutes Team.
Alles in allem können wir beide sagen, dass Silvester hat sich gelohnt. ?
Glücksschwein aus Stoffreste, Knöpfe aus der Knopfsammlung, Oma konnte ja nie was wegwerfen.