Pummel in 6 Akten

Pummel

Darf ich vorstellen… das ist Pummel.

Pummel ist ein Pinguin der Gattung explodiertes Sofakissen, natürlich rein aus versehen.
Wie ich zu diesem Pinguin kam, der aussieht wie ein explodiertes Sofakissen und warum Pummel beinahe in der Tonne landete möchte ich euch hier erzählen.

Vor ein paar Wochen (es war noch 2020) gab es bei Makerist eine 2€ Aktion. Ausgewählte Schnittmuster, Stickdatein sowie Plottdatein gab es für 2€ oder zu mindestens reduziert.
Ich stöberte mich durch 365 Seiten Schnittmuster und stolperte unter anderem auf Carlos der Pinguin (so heißt das Schnittmuster).

Auf den Bildern sah er sooooooo niedlich aus. Ach Mensch, den muss ich haben. Ich ahnte noch nicht was da auf mich zu kam.
Als ich mit Stöbern fertig war, schaute ich mir erstmal meine gesamte Ausbeute an. Das ein oder andere Bekleidungsschnittmuster war dabei, natürlich auch was aus der Kategorie Taschen und halt das Schnittmuster Carlos.

Nach dem Runterladen aller Schnittmuster öffnete ich das Schnittmuster Carlos. Ich schaute mir erstmal an was ich alles benötigte. Nach einer kurzen Inventur wusste ich, ich brauch noch Plüsch. Plüsch in schwarz und orange hatte ich nicht vorrätig. Also mal schnell bei meinem Lieblingsplüschdealer online bestellen. Ich wollte dort eh noch mal nach anderen Farben als ich da habe, schauen. Ein paar Tage später war der Plüsch da.

Ich habe mir das Schnittmuster ausgedruckt und dabei festgestellt, es hat keine Nahtzugabe. Also flugs alle Teile mit Nahtzugabe versehen. Da ich eigentlich dachte, dass ich jetzt öfters den Pinguin nähen werde, habe ich das Schnittmuster gleich auf Pape mit samt der Nahtzugabe übertragen.
Ich habe dann alle orangen Teile auf den orangen Plüsch übertragen und ausgeschnitten. Das gleiche habe ich dann auch mit dem schwarzen Plüsch machen wollen, aber ich hatte ein Problem. Mein Trickmarker war auf den schwarzen Plüsch nicht sichtbar. Schneiderkreide verwischte sehr schnell. Nütze nichts. Ich habe das Ganze dann mit Schneiderkreide aufgemalt und vorsichtig ausgeschnitten.

Schon beim Aufzeichnen der Teile, ist mir aufgefallen, dass alles so „mini“ ist. Aber zu dem Zeitpunkt machte ich mir dazu weniger Gedanken, da ich ja noch meinen „Lieblingsaugenentwerfer“ ansprechen musste, wegen der neuen Augen, für das doch irgendwie komische Dingsda, was da in kleinen Puzzleteilen vor mir lag.

Bevor ich jetzt mit den weißen Teilen anfing, schlich ich zu meinem Mann. Machte ihm liebe Augen und fragte ihn: „Sag mal kannst du auch hübsche Pinguinaugen?“ Er schaute mich an, grinste, so nach dem Motto: „Woher wusste ich das wieder“ und sagte: „Klar kann ich das, wieso?“ „Ich bräuchte mal welche. Ich habe doch ein Pinguinschnittmuster gekauft. Ich möchte ungern Rundnieten als Augen nehmen, wie es in der Anleitung steht. Ich weiß ja genau, wie gerne du dich mit Augen beschäftigst bis sie für ein Kuscheltier passen. Außerdem finde ich Rundnieten eher nicht geeignet für Kindersichere Augen.“

Vorhang auf, für das dramatische Theaterstück von Pummel,
der mal ein Pinguin werden wollte!

1. Akt: die Augen

Die Erstellung der Stickdatei machte wie immer keine Umstände und mein Mann hatte wieder ein paar niedliche Augen entworfen. Allerdings zickte die V3 dermaßen rum und fraß sogar den Plüsch, als ob die Sticki es geahnt hat was da noch folgen sollte… Am Ende funktionierte es aber dann doch und sie arbeitete wie gewohnt.

2. Akt: das Verbinden der einzelnen Gesichtsteile

Schon beim Zusammenstecken der Teile hatte ich das Gefühl: „irgendwie passt da was nicht.“ Immer wieder war das schwarze Vorderteil zu klein. Ich fummelte hin und her solang bis es einigermaßen passte. Hier waren bereits schon die ersten schimpfenden Worte gefallen. Ich dachte mir; es kann nur besser werden und setzte mich wieder vollmotiviert an die Nähmaschine und wollte die Gesichtsteile zusammen nähen.
Ich stellte die Nähmaschine auf die in der Anleitung vorgesehene Stichlänge und wollte los nähen. Schon fraß die Nähmaschine das erste Mal den Stoff. Ich dachte mir; was ist denn jetzt los?

Ich löste den Stoff, ein Glück war er unversehrt geblieben, fädelte die Maschine wieder neu ein und versuchte es ein zweites Mal. Und wieder das Gleiche. Hmm… das kann doch nicht wahr sein. Sonst war das doch auch kein Problem. Was ist den los?
Ich habe vorsichtig den Stoff wieder gelöst (ein Glück wieder unversehrt), habe als nächstes die Stichplatte entfernt und geschaut ob dort irgendwo ein Faden hängt, der da so nicht hingehört. Ich musste feststellen, es war alles in Ordnung. Also baute ich wieder alles zusammen und fädelte die komplette Maschine wieder neu ein.
Neuer Versuch. Jetzt nähte sie ein Stückchen und dann ging das Gezicke schon wieder los. Also wieder Stoff lösen, neu einfädeln und neuer Versuch… So ging das eine ganze Weile. Mittlerweile schimpfte ich wie ein Rohrspatz. So machte das Ganze keinen Spaß. Ich hörte auf für den Tag und ging zu Bett. Ich hatte bereits so Gedanken wie; Ich schmeiß den ganzen Sch… in den Müll.

3. Akt: Neuer Abend neues Glück

Am nächsten Abend setzte ich mich wieder ran. Aufgeben kommt nicht in Frage. Ich hatte einfach keine Idee warum das so passiert. Ich habe schon öfters Plüsch vernäht, aber sowas ist mir noch nicht untergekommen. Ich schraubte nochmals die Stichplatte ab, reinigte alles und schraubte alles wieder zusammen. Ich fädelte die Maschine neu ein und startete noch einen Versuch. Auch diesmal klappte es nicht.
Das darf doch nicht wahr sein. Ich bin doch nicht zu dusselig die Teile zusammen zu nähen.

Ich saß mit einem großen Fragezeichen im Kopf und ganz schön Frust vor der Maschine und starte ins Leere. Nach einer Zeit kam mir dann die Idee. Bei Kai-Uwe hatte ich beim Annähen des Schwänzchens auch das Problem, das die Maschine den Stoff gefressen hat. Da habe ich dann Backpapier benutzt (findet man noch Reste am Po vom Kai-Uwe, wenn man genau hinschaut ?).

Und siehe da, es funktioniert. Endlich! Mein Mann meint; “Hier sind noch Reste vom Reißstickvlies, die kannst du auch dafür nehmen.“ Gesagt getan. Das funktionierte sogar noch besser. Nun war das Gesicht bis auf dem Schnabel fertig.

4. Akt: Wie kommt der Schnabel an das Gesicht?

In der Anleitung steht: Der Schnabel kann entweder bei 0,5 cm Nahtzugabe mit einem kleinen Nähmaschinenfüßchen oder einer Handnähnadel angenäht werden. Ich dachte mir so, gut schauen wir mal was ich so für Nähfüßchen habe. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, mit der Nähmaschine wird das so nichts. Das Loch wo der Schnabel dran sollte war zu klein.

Was stand nochmal als alternative in der Anleitung?
Ach ja, oder mit einer Handnähnadel.
Au weia, mir dämmerte es. Ich muss dem Schnabel mit der Hand festnähen. Schweizer Käse war natürlich auch wieder mit von der Partie.

5. Akt: Der Körper und seine Verbindungen

Als nächstes kamen die Flügel, die waren schnell fertig. Dann gab es fünf Teile vom Körper. Ich stand etwas auf den Schlauch wie das zusammengenäht werden soll. Denn es stand in der Anleitung nicht dabei, wo vorne und wo hinten ist. Nach mehrfachen probieren und genauen Analysieren der Bilder aus der Anleitung habe ich sie einfach so wie ich dachte zusammengenäht. Danach wurde der Kopf an den Körper genäht und es folgen die Füße und der sogenannte Boden. Jetzt nur noch wenden, füllen und die Wendeöffnung verschließen. Einmal Schweizer Käse bitte.

Nach dem Wenden und Füllen viel mir auf… Er ist mopsig oder ein Pummel, auf den Bild sieht er anders aus. Er gefällt mir so gar nicht. Das Gesicht hat Falten ? und allgemein sieht er aus wie ein aufgeplatztes Sofakissen, eben ein Pummel. Mano so viel Arbeit, Blut, Schweiß und Fluchen. Mein Mann sagte nur: „Sollen wir daran die DIN EN71 (Spielzeugnorm) anwenden? Wie wäre es mit dem Zug- und Reißtest?“ Aber so eine Rache bekommt bei uns kein Kuscheltier… egal wie häs… äh unschön es ist.

6. Akt: Der Vorhang fällt oder Ende gut alles gut!

Meine Kollegin war am nächsten Tag vollkommen begeistert von „Pummel“, so begeistert, dass er dort gleich ein neues zu Hause gefunden hat. Schön wenn man wenigstens andere Menschen glücklich machen kann. ? Da hat sich am Ende der Schweiß, das Fluchen und der Schweizer Käse wieder gelohnt.

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